Hormonspiralen liegen voll im Trend – eine kritische Hinterfragung
Seit gut 20 Jahren sind Hormonspiralen in der Anwendung und mit der Zeit sind Nebenwirkungen und Langzeitfolgen bekannt und der anfänglichen Begeisterung (sicher, niedrige Dosierung, bequem in der Anwendung, vermeintlich lokale Wirkung) entgegen zu stellen.
In den gynäkologischen Praxen wird aber noch heute mit der vermeintlich geringeren Dosis des Gestagens, Levonorgestrel, im Vergleich zu entsprechenden Pillenpräparaten und der ausschließlich lokalen Wirkung der Hormone geworben.
Dass eine lokale Wirkung – schließlich ist eine Gebärmutter keine Plastikschüssel, sondern über das Blutkreislaufsystem mit dem ganzen Körper verbunden – schlichtweg unmöglich und eine Werbelüge ist, weiß mittlerweile sogar Wikipedia.
Ungestraft dürfen Ärzte diese Aussage jedoch bislang weiterhin in Aufklärungsgesprächen treffen.
Weiterhin werden die Gestagene der Spirale und Pillen oft als körpereigene Hormone dargestellt.
Dies ist jedoch nicht der Fall, denn unser Körper produziert das Progesteron, welches sich in der chemischen Struktur von den synthetischen Gestagenen unterscheidet und in keinem Verhütungspräparat zu finden ist.
Progesteron ist, neben den spezifischen Wirkungen im Zyklusgeschehen, zudem angstlösend, wie beruhigend und wird auch als Wohlfühlhormon bezeichnet.
Werden synthetische Gestagene eingenommen, binden diese am entsprechenden Rezeptor, wodurch über Feedbackmechanismen der Körper die eigene Progesteronproduktion vermindert.
Auf diese Weise lassen sich viele Nebenwirkungen im psychischen Bereich erklären.
Da unsere Hormonsysteme miteinander vernetzt sind, geraten mit dem Einsatz künstlicher Hormone nicht nur unsere Sexualhormone, sondern oft auch Schilddrüse und Nebennieren in Schieflage.
Somit sind die häufigen und hartnäckigen Gewichtszunahmen unter Hormonspirale, Dreimonatsspritze und Pille nachzuvollzuziehen.
Ebenso häufig beobachte ich in der Praxis Muskel- und Gelenkbeschwerden.
Dadurch ist es nicht verwunderlich, wenn fast die Hälfte der Frauen die Hormonspirale vor der üblich vorgesehenen Verweildauer wieder entfernen lässt.
Fazit: Synthetische Hormone – egal aus welchem Produkt – stören das körpereigene Hormonsystem empfindlich und haben deutliche Nebenwirkungen, nicht nur im Zyklusgeschehen, sondern auf die ganze Frau mit teils schweren psychischen Folgen. In den Praxen werden die Frauen mit ihren Beschwerden weitgehend allein gelassen und Zusammenhänge zwischen hormoneller Verhütung und Symptomen meist sogar verleugnet.
Literatur:
Ein gut zusammengefasster Artikel zur Thematik wurde von Katharina Micada im Netzwerk Frauengesundheit 2016 erstellt. Darin sind auch weiterführende Links zu Radio- und TV-Reportagen enthalten.
„Pille, Spirale & Co. Nebenwirkungen – was tun?“ von Dr. A. Scheuernstuhl